Dieses Gefühl, sich in seiner Wohnung, seinem Haus umzusehen und alles ist dort, wo es hingehört. Der Boden ist fusselfrei, nichts liegt verstreut, die Sonne scheint durchs Fenster, – alles wirkt unberührt und rein. Plötzlich ist unser Herz mit Glück gefüllt. Aber was ist es, dass Ordnung mit uns macht? Warum fühlen wir uns ruhig, entspannt und ausgelassen, wenn unsere Umgebung aufgeräumt und sauber ist?
Ordnung – und Unordnung! – hat bei den meisten von uns direkten Einfluss auf unsere mentale Gesundheit, auch wenn wir uns dessen nicht unbedingt gleich bewusst sind. Sie kann Auslöser von Unruhe und Stress bis hin zu ausgewachsenen Depressionen sein und laut einer Studie des amerikanischen National Center for Biotechnologie sogar den Spiegel des Stress-Hormons Cortisol erhöhen.
Unser Gehirn – die perfekte Schaltzentrale
Grund dafür ist, dass unser Gehirn Unordnung mit Unvollständigkeit verbindet – etwas, das ihm gar nicht gefällt. Das Gefühl von offenen und unerledigten Aufgaben ist eines der zuverlässigsten Stressauslöser und nimmt bis hin zur Fertigstellung einen Platz in unserer Aufmerksamkeit ein. Das wiederum bedeutet, dass es uns schwerer fällt, uns auf andere Dinge zu konzentrieren und andere Aufgaben, die wir uns vorgenommen haben, brauchen länger und kosten uns mehr Energie. Das scheint besonders schwerwiegend bei denen von uns zu sein, die sowieso schon größere Probleme und Sorgen in ihrem Leben präsent haben.
Im Gegensatz dazu erlaubt uns das Aufräumen unserer Umgebung Kontrolle über unsere Lebenswelt. Das Erledigen repetitiver Aufgaben wirkt beruhigend auf unseren Geist und ihr Fertigstellen erfüllt uns mit einem Gefühl der Zufriedenheit – die unvollständigen Tätigkeiten, die uns zuvor so abgelenkt haben, sind verschwunden. Unser Kopf ist frei für die Dinge, für die wir ihn freihaben wollen.
Ein Zuhause wirkt aufgeräumter und sauberer, je weniger Besitztümer wir haben und umso besser organisiert die Dinge sind, die wir auch weiterhin besitzen wollen. Geschlossene Kommoden und Regale sorgen für ein minimalistischeres Gefühl im Raum – weniger ist mehr – und an offenen Plätzen sollte nur das, was dort auch seinen Platz hat, liegen. Selbst Kabel, die durch die Räume führen, können elegant mithilfe von Kabelabdeckungen versteckt werden und so auch den Boden ordentlich und frei halten. Sauberes, frisches Bettzeug und ein gemachtes Bett (wobei auch ein ungemachtes gesund ist!) sorgen zudem für besseren Schlaf.
Ordnung ist das halbe Leben?
Und obwohl das alles so logisch und schön klingt, ist es für viele von uns dennoch eine große Überwindung und fast eine Unmöglichkeit, mit der Unordnung im Haushalt Schritt zu halten. Jeder möchte ein sauberes sowie aufgeräumtes Haus, aber das Aufräumen und Säubern selbst kann oft überwältigend wirken. Für eine gesunde Routine ist es wichtig, klein anzufangen. Der Blick auf das große Ganze ist einschüchternd und sich einen kleinen Bereich (am besten dort im Haus, wo man sich viel aufhält) auszusuchen und sich auf den zu konzentrieren, erlaubt schnelle Erfolgserlebnisse. Es kann auch helfen, sich ein Zeitlimit zu setzen. Fünf, zehn oder zwanzig Minuten am Anfang sind perfekt. Und sobald die Zeit um ist, ist auch das Aufräumen fertig. Und als Ergebnis freut sich der Geist und Körper über getane Arbeit, abgeschlossene Aufgaben und ein Stückchen mehr Glück im eigenen zu Hause.
Dass Ordnung das halbe Leben ist, das ist eine Aussage, die unsere Großeltern bereits von sich gegeben haben. Und genau solche Äußerungen können uns unter Druck setzen oder anspornen. Das entscheidet letztendlich jeder für sich selbst und auch hier gilt, das sollte niemand von außen entscheiden. Natürlich haben sich die Zeiten geändert, von Großmutters Stube bis zur modernen Zweiraumwohnung war es ein langer Weg. Persönliche Ansprüche und die moderne Arbeitswelt lassen sich mit so manchen Akt des Aufräumens nicht immer vereinbaren.
Ab wann ist Ordnungsliebe krankhaft?
Hier ist es immer so schön sauber, so steril wie in einem Showroom im Möbelhaus. Das ist nicht wirklich ein Kompliment und steht eher für eine schwerwiegende Problematik und eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung. Letztendlich geht es um Kontrolle und Perfektionismus, die als Stolpersteine bei jedem Prozess im Weg stehen. Die Option, alles perfekt abzuschließen, behindert und am Ende wird kein Projekt jemals annehmbar fertig werden. Hier sollte bereits im Vorfeld bei den ersten Anzeichen reagiert werden und professionelle Gesprächstermine mit einem Therapeuten vereinbart werden. Denn eine jahrelange Suche nach der perfekten Sauberkeit kann viel Zeit und Nerven kosten.
Die Ursachen sind in der Regel tief liegend und immer individuell anzusehen. Doch es gibt Schemen, die sich wiederholen. Wer zum Beispiel mehrmals am Tag das Waschbecken oder den Eingangsbereich wischt, das ist kein normaler Hygieneanspruch mehr. Der Zwang räumen und säubern zu müssen, drängt sich förmlich auf und beeinflusst das tägliche Leben. Ein Ausweg kann hier nur über eine professionelle Hilfestellung erfolgen.
Ordnung tut einfach gut – das sagt auch der Ordnungscoach
Und genau darum geht es doch. Ein Griff und wir haben das Gesuchte. Ordnung halten bedeutet dem Chaos zu entfliehen, das ist ein Fakt. Das beginnt bereits beim Ausmisten, alter Ballast wird entsorgt. Das befreit nicht nur die Wohnung, sondern auch unsere Seele. Diese Ansicht vertritt zum Beispiel auch ein Ordnungscoachs. Die Profis geben Tipps und misten ordentlich aus. Aber der entscheidende Faktor ist zum Schluss die Erkenntnis des neuen Ordnungssystems. Und von da ab sitzt jeder Handgriff.
Und es gibt Umfragen, Untersuchungen und auch Studien belegen, dass Menschen, die Ordnung halten, glücklicher sind. Und noch eine weitere Erkenntnis hat sich herausgestellt. Menschen, die Ordnung halten, sind körperlich und geistig fitter als Mr. & Mrs. Unordentlich. Wenn das kein Ansporn ist? Und wenn auch noch die gesundheitlichen Gesamtwerte überzeugen? Und das alles nur durch ein wenig Räumen? Nun ist es auch wissenschaftlich bewiesen, Ordnung ist bereits das halbe Leben.
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