Häufig bekommt man zu hören, dass immer mehr Menschen übergewichtig sind. Das hat auch schwerwiegende Folgen für das Gesundheitssystem, da Übergewicht selten allein kommt. Stark Übergewichtige leiden nämlich oftmals an Störungen des Fettstoff- und Kohlenhydratwechsels und vor allem an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nach einer britischen Studie sind die Hälfte der Frauen in Deutschland und zwei Drittel der Männer zu dick und leben damit auch um einiges gefährlicher. Wenn man die zahlreichen Krankheiten und Risiken betrachtet, erstaunt es, dass statistisch gesehen stark übergewichtige Menschen deutlich kürzer leben als schlanke.
Beschwerden und Begleiterkrankungen
Oftmals sind die ersten Beschwerden Schlafapnoe, Kurzatmigkeit beim Treppensteigen, Kreuz- und Gelenkschmerzen, sowie verstärkte Schweißneigung. Viel gefährlicher sind aber Folge- und Begleiterkrankungen, die sich schleichend über Jahrzehnte entwickeln. Mittlerweile kennt die Medizin viele chronische Störungen und Erkrankungen. Das Übergewicht macht am meisten dem Herzen zu schaffen, denn es muss schwerer arbeiten, je mehr das Normalgewicht überschritten wird, da auch mehr Körpermasse mit Blut versorgt werden muss. Dazu kommt noch die Tatsache, dass sich aufgrund ihrer Körperfülle viele Übergewichtige nicht mehr wohlfühlen bei körperlicher Bewegung. Daher werden sie inaktiv und bewegen sich weniger. Das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden, erhöht sich laut Statistiken auf das Doppelte, wenn das normale Gewicht nur um 20 % überschritten wird.
Das Herz bei Übergewichtigen muss ständig mehr Arbeit leisten, damit das Fettgewebe mit ausreichend Blut versorgt wird. Zudem wird vermehrt Natrium und Wasser im Körper zurückgehalten, was zur Folge die Entstehung von Bluthochdruck hat, was letztendlich auch das Herz belastet. Die Folgen dafür sind Herzinfarkt, Angina Pectoris und chronische Herzschwäche.
Symptome der Angina Pectoris führen immer wieder zu Fehlinterpretationen und sind sehr unterschiedlich. Rücken- und Bauchschmerzen gehören ebenso zu den Symptomen, genauso wie ein Ziehen in der Herzgegend und Atemnot. Der Herzinfarkt wird durch einen Bluttropf hervorgerufen, der am Ende eine koronare Arterie verschließt. Der Grund für die Undurchlässigkeit ist häufig ein verengtes Herzkranzgefäß. Bei einer Herzschwäche pumpt das Herz nicht mehr genügend Blut in den Kreislauf und verliert langsam an Kraft. Herzkrankheiten sind daher häufig eine Folge von Übergewicht und können auch selbst weitere schwere Folgen haben.
Was gilt als Übergewicht?
Kennen Sie den Ausspruch: „Für mein Gewicht bin ich einfach zu klein“? Das ist die humorvolle Umschreibung für Übergewicht. Doch wie schwer wäre bei welcher Größe normal? Ob das Realgewicht als Normalgewicht, Untergewicht, Übergewicht oder gar Adipositas betitelt wird, hängt von dem Verhältnis zwischen Körpergröße und Körpergewicht ab. Wobei auch der Körperfettgehalt eine Rolle spielt. Um den Gewichtsstatus zu errechnen, existieren verschiedene Formeln und Methoden. Am weitesten verbreitet ist der Body-Maß-Index, bekannt als BMI. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ermöglicht er die beste Einschätzung, auch wenn er keine Erkenntnisse über die Körperfettmasse liefert. Diese lässt sich nur durch spezielle Messungen ermitteln, die in bestimmten Fällen durchgeführt werden.
Kriterium BMI
Jedenfalls benutzen viele Mediziner, Forscher und Institutionen den BMI als Kennzeichen, um den Gewichtsstatus zu klassifizieren, dazu gehört auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Nach dem Schema der WHO gilt ein Erwachsener mit einem BMI von:
- 18,5 als untergewichtig,
- zwischen 18,5 und 25 als normalgewichtig,
- von 25 bis 30 als übergewichtig,
- ab 30 wird von Adipositas gesprochen.
Der BMI wird nach folgender Formel errechnet: BMI= dabei steht Kg für das Gewicht und m für Körpergröße.
Häufig wird auch der Bauchumfang für die Beurteilung des Gewichtes herangezogen. Demnach beginnt Übergewicht bei Frauen ab einem Umfang von 88 cm und bei Männern ab einem Umfang von 102 cm.
Ist jedes Kilo über normal riskant?
In vielen Publikationen zu diesem Thema ist von dem Adipositas-Paradoxon die Rede. Es besagt in etwa, dass wenige Pfunde mehr unproblematisch oder sogar vorteilhaft sein könnten. Während bei Gesunden mit Übergewicht das Krankheitsrisiko steigt, haben demnach übergewichtige Patienten bei Erkrankung bessere Chancen als normalgewichtige Patienten. Diese Schlussfolgerungen aus mehreren Studienergebnissen sind jedoch umstritten, immer mehr Wissenschaftler zweifeln daran.
In Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen trifft nach Überzeugung vieler Experten das Adipositas-Paradoxon nicht zu. Dies schlussfolgerten auch die Autoren einer Mendelschen Randomisierungsstudie, in den Ergebnissen heißt es: „Ein höherer Body Mass Index (BMI) ist ein Risikofaktor für kardiometabolische Erkrankungen. Die zugrunde liegenden Kausalzusammenhänge sind jedoch weiterhin unklar.“
Übergewicht ist weit verbreitet
Übergewicht kommt oft schleichend, Gramm für Gramm und es ist schwer, wieder loszuwerden. Jede gegessene Kalorie, die der Körper nicht verbrennt, speichert er als Fett. Für schlechte Zeiten, in denen es an Nahrung mangelt. Da dies hierzulande selten vorkommt, bilden sich Fettpölsterchen, die mitunter zu Polstern werden und auf der Waage als Kilos erscheinen.
Falls Ihr Gewicht auch die Grenze des Normalgewichtes überschreitet, gehören Sie zur Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Denn laut Leopoldina sind inzwischen 60 Prozent der Deutschen übergewichtig, wobei fast ein Viertel! als adipös gilt. Forscher der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) befassten sich ausführlich mit dem Thema und veröffentlichten ihre Erkenntnisse in dem Diskussionspapier „Übergewicht und Adipositas: Thesen zur Eindämmung der Epidemie.
Demnach gehören zu den Ursachen dieser Entwicklung individuelle, soziale, politische und ökonomische Aspekte. Genetische Veranlagungen gehören genauso dazu wie die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten. Um den Trend aufzuhalten, ist demzufolge eine Reihe von Maßnahmen nötig. Das Umfeld, die Lebensmittelproduktion, Infrastrukturen usw. können Sie allein nicht ändern, darum müssen sich die Politik und die gesamte Gesellschaft kümmern. Für mehr Bewegung in Ihrem Alltag und um Ihre gesündere Ernährung können Sie selbst sorgen.
In angegebenen Quellen und anderen Publikationen wird der BMI über 25 nicht selbst als Krankheit bezeichnet, sondern gilt als Risikofaktor für bestimmte Erkrankungen wie Herzkrankheiten. „Je weniger Fett, insbesondere um den Bauch, desto geringer das Risiko für spätere Herzerkrankungen“, stellt zum Beispiel die Studienautorin Stamatina Iliodromiti fest.
Abnehmen – aber wie?
Sie wollen ja abnehmen, nicht nur der Gesundheit zu liebe. Nur wie? Keine Diät hat bisher dauerhaft geholfen. Einfach nur die Kalorienzufuhr zu senken, führt langfristig nicht zum Abnehmen. Viele Betroffene werden dies bestätigen. Gründe dafür, können Sie ebenfalls in dem Papier nachlesen, genau wie die Gegenmaßnahmen. Diese heißen schlicht und einfach: Mehr bewegen und gesund ernähren.
Wer sein Übergewicht dauerhaft reduzieren will, muss also seine Lebens- und Ernährungsgewohnheiten auf den Prüfstand stellen und einige Dinge ändern. Dazu gibt es Tipps, die wohl jeder schon einmal gehört oder gelesen hat. Zum Beispiel die Treppe zu gehen, statt mit dem Lift zu fahren, weniger Fett und Zucker, dafür mehr Gemüse zu essen. Damit wäre ein Anfang gemacht.
Darüber hinaus raten Experten zu sportlichen Aktivitäten. „Regelmäßiger Sport ist eine zentrale Säule der Präventivmedizin und kann das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln, deutlich reduzieren“ erklärt Prof. Dr. Jürgen Scharhag vom saarländischen Institut für Sport- und Präventivmedizin.
Generell trifft das auf alle Menschen zu, egal ob übergewichtig oder normalgewichtig. Ob Sie problemlos mit Sport beginnen können und welche Sportarten für Sie geeignet sind, hängt von Ihrer persönlichen Situation ab. Beraten Sie sich mit Ihrem Arzt, vor allem, wenn Sie länger keinen Sport betrieben haben, stark übergewichtig sind oder gesundheitliche Probleme haben.
Bei Ausdauersportarten wie Radfahren, Walken und Skilanglauf kurbeln Sie die Kalorienverbrennung an, Krafttraining hilft Muskeln aufzubauen. Beides tut der Gesundheit gut, nicht nur dem Herzen. Hätten Sie gedacht, dass sogar E-Bike fahren Herz und Kreislauf stärkt?
In Verbindung mit einer gesunden Ernährungsweise bieten sportliche Aktivitäten gut Chancen, um Übergewicht abzubauen und gleichzeitig Krankheitsrisiken zu minimieren. Für herzgesundes Essen empfiehlt die Assmann Stiftung für Prävention drei Punkte:
- wenig gesättigte Fette, besser sind ungesättigte, vor allem einfach ungesättigte Fette
- viel Omega-3-Fettsäuren
- viel pflanzliche Lebensmittel, vor allem Obst und Gemüse, Getreideprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse – wobei der Anteil an Zucker und Weißmehlprodukten gering sein sollte.
Weitere Tipps finden Sie in der Broschüre der Stiftung.
Leicht wird es nicht, sonst gäbe es viel mehr Schlanke. Doch die Mühe lohnt, denn erfahrungsgemäß steigt mit jedem Kilo weniger die Lebensqualität. Dazu tragen die schlankere Silhouette und die neu gewonnene Ausdauer bei.
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