Paraben und Kosmetik: Das sollten Sie wissen

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Haben Sie schon geduscht und sich eingecremt heute? Mit Duschgel, Hautlotion, Lippenstift und Co tragen sie oft einen ganzen Cocktail von Chemikalien auf die Haut auf, die schön machen, pflegen und duften. Doch manche Inhaltsstoffe in Kosmetika sollen gefährlich sein, einen besonders schädlichen Ruf haben die Zusatzstoffe Parabene.

Vorsichtige bis ängstliche Käufer greifen deshalb immer öfter zu parabenfreien Produkten oder steigen auf Naturprodukte um. Doch was sind Parabene eigentlich, wie bedenklich sind sie wirklich und kommen Kosmetikprodukte ohne diese Zusatzstoffe aus?

Was sind Parabene überhaupt?

PHB-Ester, para-Hydroxybenzoesäureester, 4-Hydroxybenzoesäureester können sie auch genannt werden, aber Parabene spricht sich besser. Es sind weiße, geruchlose Substanzen, die nicht färben und bis zu einer gewissen Konzentration geschmacklos sind. Sie können synthetisch hergestellt werden und kommen in der Natur vor. Parabene wirken antibakteriell und fungizid, also gegen Bakterien und Pilze. Denn aufgrund ihrer chemischen Konstitution greifen sie den Stoffwechsel der Mikroorganismen an und hemmen damit deren Verbreitung. Pflanzen produzieren Parabene, um sich vor Mikroben zu schützen.

Zur Gruppe der Parabene gehören: Methyl- und Ethylpraraben; Butyl- und Propylparaben sowie Isoprpyl-, Isobutyl-, Benzyl- und Phenylparaben.

Bereits um 1923 erkannte der Deutsche Apotheker Dr. T. Sabalitschka das Potenzial dieser Ester für die Konservierung von Arznei- und Lebensmitteln. Seither haben sich einige Parabene vor allem als Konservierungsmittel für Kosmetik-, Körperpflege- und Pharmazieprodukte etabliert, in anderen Bereichen kommen sie ebenfalls zum Einsatz.

Schon mehr als 80 Jahre befinden sich bestimmte Parabene in verschiedenen Deos, Cremen, Lotionen, Lippenstiften, Rasiercremes und Sonnenschutzmitteln. Die Aufgabe dieser Zusatzstoffe ist es zu verhindern, dass Kosmetikprodukte von Keimen befallen werden. In vielen Kosmetikprodukten werden Parabene auch heute noch als Konservierungsmittel verwendet. Von der Kosmetika erwarten die Verbraucher schließlich, dass es kein Infektionsrisiko gibt und dass die Produkte keimfrei sind. Doch Parabene sind im Grunde sehr gefährlich, da sie den Hormonhaushalt beeinflussen, davon liest man zumindest oft. Eine Studie aus Großbritannien habe herausgefunden, dass Parabene, die sich in Cremen und Hautlotionen befinden, in enger Verbindung mit Brustkrebs stehen, heißt es.

Dazu hat das Bundesinstiut für Risikobewertung (BfR) Stellung genommen. Demnach haben die Autoren Ph. Darbren und Kollegen nicht angegeben, ob es bei den 20 untersuchten Proben um Gewebe von 20 verschiedenen Patienten handelte, ob es nur Frauen oder auch Männer waren und welche kosmetischen Mittel diese im Achselhöhlenbereich verwendeten. Es ging nämlich um den möglichen Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Deodorants. Wörtlich kommt das BfR zu dem Schluss „Die ermittelten Konzentrationen im Tumorgewebe könnten also durchaus fehlerbehaftet sein“

Risikoeinschätzung: Sind Parabene gefährlich?

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Aus Experimenten mit Tieren ist schon längere Zeit bekannt, dass einige Parabene das Hormonsystem beeinflussen können. Aufgrund ihrer chemischen Struktur können sie an Östrogenrezeptoren binden, das ist unbestritten. Allerdings gilt die hormonelle Wirkung als sehr gering. Ob und wie sie das menschliche Hormonsystem beeinflussen, hängt von der Aufnahmemenge ab, die durch die Haut in den Körper gelangt. Dazu müssen die Kosmetika zuerst die Hautbarriere überwinden.

Parabene können zwar die Hornhaut durchdringen, in der darunterliegenden lebenden Hautschicht werden sie jedoch größtenteils ab- oder umgebaut, „metabolisiert“ nennt das der Fachmann. Wahrscheinlich haben Duschbad und Duschgel gar keine Zeit, um einzudringen, Sie spülen diese ja beim Duschen gleich wieder ab. Außerdem, eine hormonell aktive Substanz muss nicht unbedingt schädlich sein.

Empfohlene Grenzwerte

Bevor die Konservierungsmittel verwendet werden können, müssen sie natürlich wissenschaftlich bewertet und amtlich zugelassen werden. In den vergangenen Jahren war das internationale wissenschaftliche Experimentgremium mehrfach mit Parabenen beschäftigt – vor allem wegen der großen Summe dieser Substanzen in Cremen und Hautlotionen. Auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse gibt das BfR regelmäßig Bewertungen und Empfehlungen zur Verwendung von Substanzen wie Parabenen heraus.

Demnach gelten zum Beispiel Methyl- und Ethylparaben in einer Konzentration von maximal 0,4 Prozent als sicher. Bei Butyl- und Propylparaben liegt die empfohlene Höchstkonzentration bei nur bei 0,19 – aus Vorsicht, weil nicht genügend Daten über diese Stoffgruppe vorliegen. Aufgrund dieser Empfehlungen hat der Gesetzgeber diese Werte in die Kosmetikverordnung übernommen. Isopropyl-, Isobutyl-, Phenyl-, Benzyl- und Pentylparaben wurden als Konservierungsmittel in Kosmetika verboten.

Diese Dokumente sind für jedermann einsehbar. Trotzdem behaupten Kritiker immer wieder: Im Körper wirken Parabene wie das Geschlechtshormon Östrogen. Besonders gefährlich sind sie für Jugendliche in der Pubertät, kleine Kinder und natürlich für Schwangere. Sie können sich im Körper anlagern und zur verfrühten Pubertät, Unfruchtbarkeit und Diabetes führen. Auch hormonbedingte Krebsarten wie Prostatakrebs, Hodenkrebs oder Brustkrebs werden mit diesen Chemikalien in Verbindung gebracht.

Dagegen kommen anerkannte Wissenschaftler und Institute zu dem Schluss: Die Parabene Ethylparaben und Methylparaben besitzen laut einer anerkannten wissenschaftlichen Prüfung eine sehr geringe hormonelle Aktivität. Sie stellen kein Risiko für die Gesundheit dar und können in kosmetischen Produkten problemlos verwendet werden. Die Konzentration dieser Parabene darf aber nicht höher als 0,4 Prozent sein. Bei Butylparaben und Propylparaben ist der nötige Sicherheitsabstand von maximal 0,4 nicht gewährleistet.

Braucht Kosmetik Parabene?

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Kosmetika benötigen nicht zwingend Parabene, schließlich gibt es auch andere Konservierungsmittel. Die Liste der zugelassenen Konservierungsstoffe für Kosmetik ist lang, sie kann in den Anhängen der EU-Verordnungen eingesehen werden. Von allen diesen Stoffen geht ein höheres Risiko für Allergien aus, als von den Parabenen, die gut hautverträglich sind.

Prof. Dr. med. Johannes Geier vom Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) sieht „keine Veranlassung, Parabene gegen andere Konservierungsstoffe, die ein deutlich höheres Allergie-Potenzial besitzen, auszutauschen“.  Für seinen Kollegen und Leiter des IVDK Prof. Dr. Axel Schnuch sind „Parabene sind unter Berücksichtigung von Wirksamkeit und Zahl der unerwünschten Wirkungen sogar als Konservierungsmittel der ersten Wahl anzusehen“. Diese Einschätzung teilt auch das BfR.

Warum enthalten Kosmetikprodukte überhaupt Konservierungsmittel?

Fabrikneue, ungeöffnete Kosmetikartikel sind in der Regel keimfrei. Nach dem Öffnen und durch den Gebrauch können Keime wie Hefen, Bakterien und Pilzsporen in das Produkt gelangen. Dafür reicht schon der Kontakt mit der Luft. In wasserhaltiger Kosmetik vermehren sich die diese Mikroorganismen schnell, langfristig verdirbt das Produkt. Doch bevor es übel riecht oder Schimmel sichtbar wird, ist die Konzentration der Keime bereits angestiegen und diese gelangen mit der Emulsion massenhaft auf die Haut. Das natürliche Hautbiom kann davon gestört werden, zu den möglichen Folgen gehören Hautreizungen, Entzündungen und Ekzeme.

Konservierungsmittel halten diesen Prozess auf und die Kosmetika für längere Zeit nahezu keimfrei. Die Alternative ist eine Verpackung, die das Produkt auch während des Gebrauchs steril hält, also den Kontakt mit der Luft verhindert. In diese Kategorie fallen Pumpspender, Aluminiumtuben und Spraydosen. Wasserfreie Produkte wie ätherische und fettende Öle oder Puder benötigen in der Regel keine konservierenden Zusatzstoffe.

Wieso gibt es dann Kosmetik ohne Konservierungsstoffe?

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Als Konservierungsstoffe werden Zusatzstoffe deklariert, die nicht zur eigentlichen Rezeptur gehören. Sie werden zusätzlich beigemischt, um das Produkt haltbar zu machen. Wenn die Grundrezeptur keinen Nährboden für Keime bietet, sind solche Stoffe unnötig. Das trifft auf Produkte zu, die kaum oder kein Wasser enthalten, wie Puder; die Alkohol enthalten, wie Rasierwasser und Parfüm; und deren PH-Wert stark sauer oder basisch ist, wie Enthaarungscreme.

Selbst wenn konservierungsmittelfrei auf der Verpackung steht, können antimikrobielle Stoffe enthalten sein. Diese Zutaten erfüllen bestimmte Zwecke innerhalb der Rezeptur und wirken quasi nebenbei konservierend. Das können beispielsweise ätherische Öle aus Pflanzen, organische Säuren oder Polyalkohole sein. Im Hauptzweck deodorieren sie, spenden Feuchtigkeit, sorgen für angenehmen Duft usw., zugleich wirken sie keimhemmend. Da nicht jeder Stoff gleichzeitig gegen Bakterien und Pilze und Hefen wirkt, ist in der Regel ein Mix aus mehreren Substanzen nötig.

Wie schädlich sind Inhaltsstoffe in Kosmetika überhaupt?

Eine Studie von BUND wurde 2013 veröffentlicht und sie beweist, dass mehr als 30 Prozent der Kosmetika in deutschen Läden diese schädlichen Substanzen enthalten. Die Liste der gesundheitsgefährdenden und schädlichen Stoffe in Cremen und Hautlotionen ist sehr lang. Laut Ökotest zählen beispielsweise die Silikone dazu. Verschiedene Duftstoffe wie Moschusverbindungen, Mikroplastik, Aluminiumsalze und andere stehen ebenfalls in der Kritik.

Ist Naturkosmetik die sicherste Wahl?

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In der öffentlichen Wahrnehmung sind die Begriffe Chemie negativ und Natur positiv besetzt. Bedenken Sie dabei: Das Meersalz in der Gemüsesuppe ist Chemie, aber Fliegenpilz und Schlangengift sind pure Natur.

Im Gegensatz zu herkömmlicher Kosmetik enthält Naturkosmetik keine synthetisch hergestellten Inhaltsstoffe. Sie muss aber denselben hygienischen Standards gerecht werden, wie alle anderen Kosmetikprodukte. Allerdings darf Naturkosmetik nur bestimmte naturidentische Konservierungsmittel enthalten. Zugelassen sind zum Beispiel Benzoesäure, Salicylsäure und Sorbinsäure sowie deren Salze.

Formulierungen wie „hochwertig oder wertvoll“ für Pflanzenstoffe sind werbewirksam, aber kein Kriterium für Qualität, genauso wenig, wie das Design der Verpackung.

Die Aussage, dass nur natürliche Inhaltsstoffe bei der Herstellung verwendet wurden, soll oft ein gesundes Produkt suggerieren. Wie Sie sicher wissen, gibt es in der Pflanzenwelt durchaus Stoffe, die Allergien auslösen oder die Haut reizen können. Jede Person reagiert anders darauf. Allergische Reaktionen durch den Kontakt mit Pflanzenextrakten sind durchaus möglich. Zu diesem Schluss kamen auch italienische Forscher, die Ärztezeitung berichtete darüber.

Die Zusammensetzung der Pflanzen variiert von Ernte zu Ernte ein wenig, das ist in der Natur normal. Um langfristig eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten, betreiben die Hersteller einen großen Aufwand. Dieser schlägt sich auch im Preis nieder.

Ob Sie herkömmliche Kosmetik oder Naturkosmetik kaufen, liegt letztlich bei Ihnen. Pauschal schlecht oder gut ist weder das Eine noch das Andere. Entscheidend ist, ob das konkrete Produkt Ihren Bedürfnissen und Ansprüchen gerecht wird. Als informierter und mündiger Verbraucher fallen Sie nicht blind auf jede Verkaufsstrategie rein.

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