Der Zusammenhang zwischen Darmflora und Gesundheit beschäftigt Wissenschaftler schon seit dem 19. Jahrhundert. Damals machten Ärzte den Inhalt des Dickdarms zum Beispiel für Symptome wie Müdigkeit, Melancholie und Neurosen verantwortlich. Bei den Therapien waren sich die Gelehrten uneinig: Man schwankte zwischen chirurgischer Darmentfernung und der Verbesserung der Darmflora durch die gezielte Einnahme nützlicher Bakterien.
Glücklicherweise konnte sich die erst genannte Maßnahme nicht durchsetzen. Einige Jahrzehnte verschwand das Thema aus dem Fokus der Forscher und Mediziner. Inzwischen wird wieder intensiv geforscht, experimentiert und geschlussfolgert. Viele Details sind noch nicht geklärt, doch der Einfluss der Darmflora auf das menschliche Wohlbefinden ist unbestritten. Darmgesundheit wird großgeschrieben und die Mikroorganismen im Darm sind winzige Stars der medizinischen Forschung.
Was ist eigentlich Darmflora?
Kein Mensch ist jemals ganz allein, sondern lebt in einer Symbiose mit mikroskopisch kleinen Lebewesen, seinem Mikrobiom. Etwa 1500 Gramm dieser Mikroorganismen besiedeln den Darm und bilden die sogenannte Darmflora. Hört sich ein bisschen an wie Pflanzenwelt im Darm? Tatsächlich entstand dieser Begriff, als Bakterien den Pflanzen zugeordnet wurden. Heute gliedern Wissenschaftler Lebewesen in drei große Gruppen (Domänen): Bakterien, Archaeen und Eukaryoten.
Im menschlichen Darm existieren Vertreter aller Domänen, wobei die Bakterien den größten Anteil haben. Deshalb wären Darm-Mikrobiota, Darmmikrobiom oder das lange Wort Darmmikroorganismengemeinschaft korrekte Bezeichnungen für das Ökosystem Darm. In der Fachliteratur treffen Sie auch auf die Termini Intestinalflora, intestinale Mikrobiota und intestinales Mikrobiom. Im allgemeinen Sprachgebrauch hält sich jedoch der Begriff Darmflora.
Warum sind die Mikroorganismen im Darm so wichtig?
Die Darmflora ist ein Teil des Stoffwechselsystems, zu ihren Aufgaben gehört die Verdauung der Nahrung. Das ist ein komplexes Geschehen. Dabei wird der Nahrungsbrei zersetzt, Nährstoffe werden ausgelöst und so aufbereitet, dass sie für den Körper verwertbar sind. Außerdem sollen die winzigen Darmbewohner bei weiteren Prozessen entscheidende Rollen spielen. Als gesichert gilt der Einfluss auf:
- Funktion des Immunsystems
- Schutz der Darmschleimhaut
- Produktion von Enzymen und Hormonen
- Abbau von Schadstoffen
- Bildung von Vitamin K
Darüber hinaus erforschen Wissenschaftler Zusammenhänge zwischen den Darmmikroben und Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Alzheimer und Herzschwäche. Untersucht (siehe rbb-online) wird auch der Einfluss von Darmbakterien auf das Körpergewicht, Allergien, Asthma und anderen gesundheitlichen Problemen.
Darmbakterien und Übergewicht
Vielleicht, aber nur vielleicht, kann die gesunde Darmflora künftig sogar beim Abnehmen helfen. Denn in tierexperimentellen Studien wurde ein Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und der Intestinalflora bestätigt. Außerdem wurden bei Humanstudien große Unterschiede in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms von normal-gewichtigen und übergewichtigen Personen festgestellt. Was Ursache und was Wirkung ist, muss jedoch noch beweiskräftig geklärt werden. Ob überhaupt und wie sich das Körpergewicht durch die gezielte Veränderung des Darmmikrobioms reduzieren lässt, ist ebenfalls noch unklar.
Fachleute sprechen von ungefähr 500 verschiedenen Arten von Mikroorganismen im Darm, die an den intestinalen Abläufen beteiligt sind. Jede Art hat eigene Aufgaben. Die spezielle Zusammensetzung der Darmflora ist individuell und hängt unter anderem von Ernährungsweise und Lebensstil ab. Sind die richtigen Mikroben in ausreichender Zahl vorhanden, ist alles in Ordnung und die Verdauung funktioniert. Doch wenn die Darmflora gestört ist, kann es zu Durchfällen, Bauchkrämpfen und anderen Gesundheitsproblemen kommen. Mögliche Folgen einer Fehlbesiedlung (Dysbiose) des Darms sehen Sie in dieser Grafik.
Was schadet dem Ökosystem im Darm?
Die Zusammensetzung der Darmflora wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Zum Beispiel durch die Ernährung und die Einnahme von Medikamenten. Sie kennen ja das geflügelte Wort: Der Mensch ist, was er isst!
Antibiotika und Darmflora
Gegen bakteriell verursachte Erkrankungen verordnen Ärzte oft Antibiotika, wobei häufig auch Breitbandantibiotika eingesetzt werden. Diese zerstören nicht nur die Krankheitserreger, sondern manchmal auch erwünschte Darmbakterien und bringen so das Ökosystem des Darms aus dem Gleichgewicht. Kinder sind dabei besonders anfällig. Deren Immunsystem ist noch nicht ausgereift, wodurch krankheitserregende Bakterien schnell die Oberhand gewinnen und krank machen. Dann verschreiben Ärzte geeignete Antibiotika, die helfen, aber mitunter auch die kindliche Darmflora schwächen.
Doch auch andere Medikamente, beziehungsweise einzelne Arzneiwirkstoffe, können die Bakterienpopulation im Darm verändern. Hinweise finden sich auf dem Beipackzettel im Abschnitt Nebenwirkungen, als mögliche Beschwerden sind dort zum Beispiel Durchfall, Blähungen und Verstopfung aufgelistet.
Zu dem Einfluss der Ernährungsgewohnheiten auf die Darmgesundheit sowie auf das gesamte Wohlbefinden gibt es zahlreiche Studien und wissenschaftliche Publikationen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass ein ausgewogener Ernährungsstil vorteilhaft ist. Gerade bei fettreicher, ballaststoffarmer Ernährung wiesen die Forscher zum Beispiel eine höhere Aktivität von Endotoxinen im Blut nach, als bei fettarmer, ballaststoffreicher Ernährung.
„Eure Nahrungsmittel sollen Heilmittel – und eure Heilmittel sollen Nahrungsmittel sein“ – Diese weisen Worte werden dem griechischen Arzt Hippokrates von Kos zugeschrieben, der schon Jahrhunderte vor Christi Geburt Heilkunde lehrte.
Durch Ernährung oder Medikamente bedingte Dysbiose kann sich schleichend entwickeln. Einsetzende Beschwerden werden mitunter gar nicht mit der Darmflora in Verbindung gebracht. Infektionen durch Viren wie Rotaviren oder der Genuss verdorbener Lebensmittel bringen den Darm schnell und spürbar aus dem Gleichgewicht.
Wie lässt sich eine gestörte Darmflora verbessern?
Fühlen Sie sich oft erschöpft, grummelt es im Darm oder nehmen Sie antibiotisch wirkende Medikamente? Das könnte an den Darmmikroben liegen. Vielleicht leben zu wenig gute Bakterien, wie Milchsäurebakterien und zu viel unerwünschte Mikroorganismen im Dickdarm. Keine Sorge, dagegen können Sie etwas tun.
Ernährungsumstellung
Durch entsprechende Ernährung lässt sich in den meisten Fällen eine gesunde Darmflora natürlich aufbauen. Dabei helfen präbiotische und probiotische Lebensmittel wie Jogurt, Käse, Getreide und Zwiebeln. Selbst nach der Einnahme von Antibiotika und anderen Medikamenten werden damit häufig gute Erfolge erzielt. Zusätzlich sind Prä- und Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar.
Bei anhaltenden Verdauungsbeschwerden überlegen Betroffene oft, den Stuhl untersuchen zu lassen. Allerdings hält die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten Stuhltests zur Analyse der Darmflora für sinnlos und teuer.
Darmreinigung
Im Zusammenhang mit dem Thema Darmgesundheit tauchen oft Schlagworte wie, Darmreinigung, Darmsanierung oder Darmflora regenerieren auf. Durch drastische Maßnahmen wie Abführmittel oder gar einen Einlauf soll der Darm gereinigt und dabei von Krankheitserregern befreit werden. Anschließend soll die Darmflora durch spezielle Diät regeneriert werden. Besprechen Sie solche Pläne unbedingt mit Ihrem Arzt!
Seien Sie geduldig
Wenn Sie keine Fastenkur machen oder sich auf eine Darmspiegelung vorbereiten, können Sie es langsamer angehen. Denn schon kurze Zeit nach einer Ernährungsumstellung verändert sich das Darmmikrobiom, passt sich den Nährstoffen an. Weil sich die Wachstumsbedingungen für bestimmte Bakterienstämme und Mikroben ändern. Sie füttern sozusagen die Guten und lassen die Schlechten verhungern.
Darm und seine Selbstheilung
Manchmal, wenn nötig, reinigt sich der Darm selbst. Durch akute Durchfälle kämpft er dann gegen die „Invasion“ von Viren wie dem Norovirus, Salmonellen und anderen Krankheitskeimen im Darmtrakt an. Bei diesen heftigen und häufigen Darmentleerungen werden auch die erwünschten, nützlichen Mikroorganismen ausgeschieden und das Darmmikrobiom empfindlich gestört. Ratschläge und Verordnungen für die medizinische Therapie erhalten Sie bei Ärzten und Apothekern.
Ernährungstipp für die erste Zeit nach dem Durchfall
Während der Genesung haben sich hausgemachte Hühnersuppe und Schonkost wie Haferschleim und gedünsteten Gemüse bewährt. Damit kann der Aufbau der neuen, gesunden Darmflora beginnen, der im weiteren Verlauf durch probiotische Lebensmittel unterstützt wird. Nach und nach kommt alles wieder ins Gleichgewicht und Betroffene können sich wieder normal ernähren.
Bei schweren, hartnäckigen Störungen der Darmflora ist eine Stuhltransplantation denkbar, die auch als Fäkaltherapie bezeichnet wird. Dafür wird der Stuhl eines gesunden Spenders verdünnt und filtriert und in den Darm des Empfängers verbracht. Darüber sollten Sie jedoch mit Ihrem Arzt sprechen, denn das ist keine Standardtherapie.
Altersabhängige Zusammensetzung der Darmflora
Hätten Sie das gewusst? Bis unmittelbar vor der Geburt ist der Darm eines Säuglings steril. Schon während der Geburt siedeln sich erste Mikroorganismen im Verdauungstrakt an. Dabei haben Forscher Unterschiede zwischen vaginalen Geburten und Schnittentbindungen festgestellt. Auf dem Weg durch den Geburtskanal erhält das Baby sozusagen eine natürliche Darmflora, die in der Regel aus Escherichia coli, Enterobakterien und Streptokokken besteht. Nach Entbindungen durch Kaiserschnitt ähnelt das Darmmikrobiom des Neugeborenen zunächst der mütterlichen Hautflora.
Über die Muttermilch und durch den Hautkontakt beim Stillen gelangen weitere Bakterienstämme in den kindlichen Verdauungstrakt, gesunde Bifidobakterien und Laktobazillen siedeln sich an. Stuhluntersuchungen ergaben, dass sich die Darmflora von Stillbabys und mit der Flasche ernährten Säuglingen unterscheidet. Demzufolge ist beispielsweise der Anteil an wichtigen Bifidobakterien bei Flaschenkindern niedriger als bei gestillten Babys.
Sobald zugefüttert wird, besiedeln weitere Arten von Mikroorganismen den Darm. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Artenvielfalt unter den mikroskopisch kleinen Darmbewohnern. Während bestimmter Lebensphasen verändert sich die Zusammensetzung der gesunden Darmflora weiter.
Markante Veränderungen werden für die Pubertät, junge Erwachsene, jüngere Senioren und hochbetagte Ältere angegeben.
Was genau ist das Reizdarmsyndrom und wodurch wird es verursacht?
Ein Reizdarm beschreibt eine Magen-Darm-Erkrankung. Besonders Frauen sind von einem Reizdarm betroffen. Das Reizdarmsyndrom macht sich durch eine Reihe von belastenden Symptomen bemerkbar.
Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Verstopfung und Druck- und Völlegefühl können dem Betroffenen sehr zu schaffen machen. Neben den zahlreichen Symptomen können Ärzte jedoch keine speziellen Auslöser für das Reizdarmsyndrom feststellen.
Mögliche Symptome und Ursachen führen also zu einer funktionellen Störung der Darmmuskulatur und dem vegetativen Nervensystem. Das Reizdarmsyndrom ist zwar nicht wirklich gefährlich, jedoch wird die Lebensqualität der Betroffenen sehr stark eingeschränkt.
Wenn die Darmnerven auf Dauer erregt sind, können sie eine einwandfreie Regulierung der Darmbewegungen nicht mehr garantieren. Der Darm gerät ins Schleudern und signalisiert unserem Gehirn, dass irgendetwas nicht stimmt. Es entstehen Schmerzen.
Was sind die Ursachen für ein Reizdarmsyndrom?
Mögliche Ursachen für ein Reizdarmsyndrom können sein: Stress und gewisse Medikamente. Nicht umsonst existiert das Sprichwort: Stress schlägt auf den Magen. Bemerkt der Körper eine innere Anspannung, versucht er darauf zu reagieren.
Hat der Körper seine Abwehrhaltung eingenommen, verliert er den Ablauf der Verdauung aus den Augen. Die Nährstoffaufnahme wird reduziert, die Ausschüttung der Hormone wird verringert und durch die angespannten Nerven wird wesentlich mehr Säure in der Magengegend produziert.
Auch können bestimmte Medikamente, wie Antibiotika, eine Ursache für einen Reizdarm sein. Medikamente können den Darm gewaltig durcheinander bringen. Wurde der Darm auf Dauer mit Antibiotika geschädigt, kann es zur Veränderung der Darmschleimhaut kommen.
Die geschädigte Darmschleimhaut wird also zur Angriffsfläche von zahlreichen Bakterien und Krankheitserregern, die Darmnerven verfallen in einen Dauererregungszustand – ein Reizdarm entsteht.
Was hilft gegen einen Reizdarm?
Einige Experten sind der Meinung, dass man einen Reizdarm durch eine bestimmte Ernährungsweise in den Griff bekommen kann. Durch die FODMAP-reduzierte Ernährung müssen Sie zwar mit einigen Einschränkungen leben, jedoch bekommen Sie Ihre Darmbeschwerden unter Kontrolle, allerdings nur, wenn Sie die Ernährung strikt einhalten.
Auch Mikrobiotika wie Innovall RDS können bei einem Reizdarmsyndrom eine gute Option sein. Wenn Sie täglich eine Kapsel zu sich nehmen, werden die Grundprobleme des Reizdarmsyndroms direkt behandelt.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen: Zwischen der Darmflora und der Gesundheit beziehungsweise dem Wohlbefinden des Menschen besteht ein Zusammenhang. Der positive Einfluss einer ausgewogenen Ernährung gilt dabei als sicher. Außerdem gilt das Ökosystem Darm als wichtiger Teil des menschlichen Immunsystems. Ist das Darmmikrobiom gestört, empfiehlt sich eine Diät mit probiotischen und präbiotischen Lebensmitteln.
Darüber hinaus haben die Wissenschaftler noch viel zu erforschen. Vielleicht lässt sich die Darmflora eines Tages so modellieren, dass sie Diabetes Typ 2, Alzheimer und andere Krankheiten heilen hilft. Also – essen Sie sich gesund und hören Sie auf den Darm.
Weiterführende Beiträge
- Medikamente und Supplementierung
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