Könnte CMD die Ursache für Kopfschmerzen und Co sein? Testen Sie sich selbst

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Immer mehr Menschen leiden unter den Folgen von Stress im Alltag, darunter auch nächtliches Zähneknirschen. Bild: Freepik, stockking

Unser Alltag wird immer stressiger. Bei zunehmend mehr Menschen zeigt sich das durch nächtliches Knirschen – und seinen vielen negativen Folgen. Dahinter kann eine ernsthafte Erkrankung namens Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) stecken. Leiden Sie auch darunter? Der schnelle Selbsttest gibt Auskunft.

Schrkkrrsschrkkkr … so oder so ähnlich hört es sich für den Partner neben einem an, wenn man nachts mit den Zähnen knirscht. Halt wie Schnarchen, könnte die lapidare Antwort lauten. So einfach ist es aber nicht. Denn Knirschen führt nicht nur dazu, dass die Zahngesundheit leidet, sondern droht mit weiteren negativen Folgen, bis hin zu unerträglichen Kopfschmerzen. Nach Untersuchungen gehört rund jeder Dritte und jede Dritte in Deutschland wissentlich oder unwissentlich zur Fraktion der Knirscher. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer.

CMD: Ernsthafte Erkrankung – gegen die sich viel tun lässt

Wer morgens mit Kopf- oder Nackenschmerzen aufwacht, macht als Erstes wohl das
Kopfkissen oder den Schreibtisch-Job dafür verantwortlich: die unbequeme Schlafposition, das lange Sitzen vor dem PC, die unnatürliche Kopfhaltung, die einseitige Belastung der Nackenmuskulatur. Die wenigsten bringen ihre Beschwerden mit ihrem Kiefer in Verbindung. Und doch ist er oftmals der Verursacher – gemeinsam mit zu viel Stress in unserem Alltag.

Die Folgen zeigen sich mit Zeitverzug dann vor allem während des Tageslichts: Kieferschmerzen beim Kauen oder selbst im Ruhezustand, die einseitig oder beidseitig im Ober- oder Unterkiefer auftreten, dazu extreme Berührungsempfindlichkeit im Kiefer bis hin zu Zahnschmerzen. All diese Symptome haben ihre Ursache in einer ernsthaften Erkrankung. Ihr Name: Craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD.

Dr. Hamdi Kent, Zahnarzt aus Bochum, hat sich auf CMD-Behandlungen spezialisiert und hat ein Ratgeberbuch veröffentlicht mit dem Ziel, den Betroffenen zu helfen („CMD – Kiefer-, Kopf- und Nackenschmerzen: Das ganzheitliche Aktiv-Programm aus der Zahnarztpraxis“; Trias-Verlag, 24,99 Euro.)

dr hamdi kent
CMD – auf dem Weg zur Volkskrankheit? © Dr. Hamdi Kent

Unter den Stresspatienten sind besonders häufig Lehrerinnen, hat der Experte aus dem Ruhrgebiet festgestellt.

Stress-Patienten sind vielfach perfektionistisch, ehrgeizig und haben einen hohen Anspruch an sich selbst und andere. Oder anders formuliert: Sie sind verbissen. Sie wollen unbewusst ihre permanente Anspannung quasi wegknirschen und nutzen dabei den Kiefer als Stressventil.

Dr. Kent

Als weitere Ursachen und Risikofaktoren gelten seelische und körperliche Überlastungen, Störungen im Stoffwechsel- und Hormonhaushalt, psychische Erkrankungen, Zahnfehlstellungen oder nicht erkannte Kieferverletzungen.

Wer ist betroffen? Der Selbsttest gibt schnelle Auskunft

Nicht alle „Knirscher“ haben eine CMD. Doch wer ist nun konkret von CMD betroffen? Durch ein paar einfache Selbstuntersuchungen und die Beantwortung einiger Fragen können Sie herausfinden, ob das Vorliegen einer CMD bei Ihnen eher wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist:

  • Haben Sie Schmerzen bei Bewegungen des Unterkiefers – etwa beim Öffnen, beim Vorschub und Links-rechts-Bewegungen?
  • Können Sie Zeige-, Mittel- und Ringfinger nur unter Mühe senkrecht übereinander zwischen Ihre Zähne schieben?
  • Weicht ihr Unterkiefer bei der Öffnung zu einer Seite ab?
  • Können Sie, wenn Sie mit den Fingern auf Ihre Kaumuskulatur drücken, Verhärtungen ertasten oder Schmerzen auslösen?
  • Leiden Sie unter Augenschmerzen oder Augenflimmern?
  • Knirschen Sie mit den Zähnen?

Natürlich ist es ohne eingehende Untersuchung nicht möglich, eine CMD-Erkrankung einwandfrei und exakt zu diagnostizieren. Dennoch, falls Sie 3 bis 3 Fragen mit „Ja“ beantworten, sollten Sie bei Gelegenheit einen Untersuchungstermin zur genauen Diagnostik und Einleitung einer Therapie von einem Spezialisten vereinbaren.

Die gute Nachricht: Gegen CMD lässt sich etwas tun. Idealerweise wird die CMD mit einem multimodalen Ansatz behandelt. Dr. Kent empfiehlt dafür das von ihm entwickelte ganzheitliche „TEAMS-plus-Konzept“: „T“ steht für Triggerpunkte-Therapie, bei der die verspannten Muskelpartien mit Akupunktur oder Injektionen gelöst und gelockert werden. „E“ steht für Eigenübungen für den Kiefer. Täglich zehn Minuten sollen reichen, um die normale Funktion der Kiefergelenke wiederherzustellen. „A“ steht für Aufbiss-Schiene. Sie ist – vom nächtlichen Tragen bis zum 24-Stunden-Dauereinsatz – für Hamdi Kent aber nur ein Baustein der CMD-Therapie. „M“ beschreibt die Manuelle Therapie durch einen Physiotherapeuten. „S“ meint mehr Selbstbeobachtung und -aufmerksamkeit. „Die Zähne sollten sich nur beim Kauen oder Schlucken kurz berühren. Das sind insgesamt höchstens 15 Minuten am Tag“, rät Kent. Weitere wichtige Tipps aus seiner jahrelangen Beobachtung: auf Kaugummi verzichten und auf dem Rücken schlafen.

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