Der Sehsinn ist unser wichtigster Sinn. Kein Wahrnehmungsorgan liefert mehr Informationen über die Außenwelt. Ganze 80 Prozent aller Wahrnehmungsreize erreichen uns durch die Augen. Insgesamt sind es 10 Millionen pro Sekunde. Im Wachzustand verlassen wir uns ununterbrochen auf das Augenlicht, um uns in der Welt zurechtzufinden. Solange die Sehorgane funktionieren, sind ihre Höchstleistungen für uns selbstverständlich. Oft erkennen wir erst bei Sehbeeinträchtigungen, wie wichtig gute Sicht für unseren Alltag ist.
Weltweit leiden rund 2,2 Milliarden Menschen an schwerwiegenden Sehproblemen. Noch mehr Personen sind kurz- oder weitsichtig. Allein in Europa haben über 200 Millionen Menschen eine Fehlsichtigkeit. Seit Jahren mit steigender Tendenz. Wie funktionieren unsere Augen? Was schadet ihnen und wie halten wir sie am besten gesund?
Wie wir sehen
Unsere Augen wandeln elektromagnetische Lichtwellen in Nervenimpulse um und schicken sie ans Gehirn. Damit das gelingt, muss Licht von außen bis zur Netzhaut vordringen und die dort angesiedelten Nervenzellen erregen. Jeder Abschnitt unserer Augen hat beim Sehen eine bestimmte Aufgabe. Wichtig für unsere Seherfahrung sind vor allem die folgenden Strukturen.
- Die Aderhaut im hinteren Teil des Auges ist von Blutgefäßen durchzogen. Sie versorgt unsere Sehorgane mit Nährstoffen und O2.
- Die Lederhaut soll unsere Augen schützen und stabilisiert die Augäpfel. Sie geht in die lichtdurchlässige Hornhaut über.
- Die elastische Linse bricht durch Verformung das Licht und projiziert es auf unsere Netzhaut.
- Die Regenbogenhaut (Iris) vergrößert und verkleinert mit ihren Muskeln unsere Pupille, um einfallende Lichtmengen anzupassen.
- Die Netzhaut (Retina) beheimatet unsere Sinneszellen, so vor allem auf der Stelle des schärfsten Sehens (Makula).
- In den Sehzellen wandeln wir elektromagnetische Wellen in Nervenimpulse um.
- Über den Sehnerv wandern die Impulse in unser Sehzentrum im Großhirn, wo Bildern aus ihnen werden.
Zapfen oder Stäbchen? Insgesamt bestehen unsere Sehzellen aus sechs Millionen Zapfen und über 100 Millionen Stäbchen. Die Lichtempfindlichkeit der beiden Strukturen unterscheidet sich. Stäbchen sind am empfindlichsten für blaugrünes Licht mit etwa 500 Nanometern Wellenlänge. Zapfen hingegen für grüngelbes Licht mit rund 560 Nanometern. Bei geringer Helligkeit sind nur unsere Stäbchen aktiv. Anders als Zapfen erkennen sie keine Farben, sondern nur Formen, Umrisse und Grautöne.
Woran Fehlsichtigkeit liegt
Normalsichtige Menschen verfügen über optisch ideale Augen. Bei Menschen mit Fehlsichtigkeit erbringen die Sehorgane im Gegensatz dazu nicht ihre normale Leistung. Die Normabweichung kann sich sowohl auf die Sehschärfe als auch das Farbsehen, die Augenbewegung oder Akkommodation beziehen. Am häufigsten verbreitet ist die Ametropie im Sinne einer Brechkraftabweichung des Augapfels. Dazu kommt es bei
- Kurzsichtigkeit, bei der die Augen das Licht vor der Netzhaut bündeln. Dieses Phänomen liegt entweder an einem zu langen Augapfel oder einer erhöhten Linsenbrechkraft.
- Weitsichtigkeit, bei der die Sehorgane einfallendes Licht erst hinter der Netzhaut voll bündeln. Der Grund dafür kann ein zu kurzer Augapfel oder eine schwache Brechkraft der Linse sein.
- Stabsichtigkeit, bei der verzerrte Bilder auf der Netzhaut entstehen. Dieser Sehfehler liegt an Hornhautverkrümmungen.
Mit Weitsichtigkeit werden wir in der Regel geboren. Stab- und Kurzsichtigkeit können wir dagegen auch im Laufe des Lebens erwerben. Speziell die Kurzsichtigkeit hat in der jüngeren Vergangenheit weltweit zugenommen. Experten halten die zunehmende Exposition gegenüber künstlichem Licht und kurzen Sehdistanzen für einen der Gründe. Die gegenwärtige Coronakrise könnte die Prävalenz der Fehlsichtigkeit weiter erhöhen. Im Lockdown beschäftigen wir uns vor allem digital. Damit könnten wir unseren Augen auf lange Sicht schaden.
Was den Augen schadet
Jede Struktur unserer Augen kann im Laufe des Lebens Schaden nehmen. Um scharf zu sehen, sind wir auf alle davon angewiesen. Um unsere Seherfahrung in voller Schärfe zu erhalten, müssen wir die Augen vor Schadeinflüssen schützen. Schlecht für unser Augenlicht sind vor allem Einflüsse wie
- UV-Belastung
- Blaulicht (künstliche Lichtquellen)
- Sehstress (beispielsweise durch kurze Sehdistanzen)
- Heizungsluft und Sauerstoffmangel
- einseitige Ernährung
- Nikotin und Alkohol
Wie oft zum Augenarzt? Bis wir 40 werden, reichen Augenarztbesuche alle zwei bis drei Jahre aus. Ab dem 40. Lebensjahr nehmen wir lieber mindestens alle zwei Jahre an Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt teil. Falls wir Beschwerden, eine familiäre Disposition oder Vorerkrankungen haben, gehen wir am besten jedes Jahr. Krankheiten wie Diabetes sind in diesem Zusammenhang besonders beachtenswert.
1. Tipp für gesunde Augen: Natürliche Seherfahrung
Unsere Sehorgane sind ursprünglich nicht für geschlossene Räume vorgesehen. Anders als in der Steinzeit verbringen wir den Großteil unseres Tages heutzutage im Haus. Der natürlichen Seherfahrung wird das nicht gerecht. Unseren Augen fehlen hierbei frische Luft, lange Sehdistanzen und Tageslicht. Damit wir ihnen langfristig gesehen nicht schaden, bemühen wir uns im Hinblick auf das Sehen idealerweise um mehr Ursprünglichkeit. Das schaffen wir, indem wir
- Mindestens eine Stunde pro Tag unter freiem Himmel verbringen.
- Unsere Bildschirmzeit stark limitieren.
- Arbeitsplatzbrillen und Blaulicht-Filter gegen Sehstress vor dem Bildschirm nutzen.
- In geschlossenen Räumen alle 15 Minuten aus dem Fenster blicken.
- Unseren Augen jede Stunde eine Pause bei geschlossenen Lidern gönnen.
- Brillenpausen machen.
- Mit Zimmerpflanzen für ein natürliches Raumklima sorgen.
- Regelmäßig blinzeln und gähnen.
Vorsicht unter freiem Himmel! Unser Körper braucht Sonnenlicht. Trotzdem ist zu viel UV-Strahlung weder für unsere Haut, noch unsere Augen gut. Besonders an sonnigen Tagen müssen wir uns davor angemessen schützen. Im Hinblick auf die Sehorgane gelingt uns das mit möglichst Gesichts-nah geschnittenen Sonnenbrillen. Wer Kontaktlinsen trägt, kann seine Augen sogar noch effizienter vor UV-Licht schützen, indem er sich bei der Wahl des Modells für Linsen mit integriertem UV-Filter entscheidet, die das Auge vollständig bedecken.
2. Tipp für gesunde Augen: Du bist, was du isst
Eine gesunde Ernährung tut unseren Augen genauso gut wie unserem restlichen Körper. Besonders augenfreundlich sind Obst- und Gemüsesorten mit Lutein. Einem Stoff mit Schutzwirkung für die Netzhaut, den unsere Augen außerdem zur Umwandlung von Lichtsignalen brauchen. Enthalten ist das Xanthophyll in
- Karotten
- Paprika
- Roten Rüben
- grünem Gemüse wie Spinat, Grünkohl und Erbsen
- Brokkoli
- Feldsalat
- Zitrusfrüchten
Auch abgesehen von Lutein liefern Obst und Gemüse wichtige Vitamine für unsere Augen. Sämtliche Mangelerscheinungen können Sehschwächen zur Folge haben. Soweit wie möglich verzichten sollten wir der Augen zuliebe wiederum auf Nikotin. Rauchen vermindert die Durchblutung und kann dadurch unseren Sehnerv schädigen. Ähnliches gilt für Alkohol.
3. Tipp für gesunde Augen: In der Ruhe liegt die Kraft
Stress wirkt sich auf unseren gesamten Körper aus und lässt oxidativen Stress entstehen. Die damit verbundenen freien Radikale schaden ganz besonders unserem Nervensystem. Als Teil davon sind unsere Augen Stress-anfällig. Oxidativer Stress ist beispielsweise an der Altersabhängigen Makuladegeneration beteiligt, die zu den häufigsten Ursachen für Erblindung zählt. Je mehr Entspannung wir uns gönnen, desto weniger oxidativer Stress entsteht in unserem Alltag. Von langen Spaziergängen bis hin zu ausreichend Schlaf helfen zahlreiche Dinge gegen Stresszustände.
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