Der Begriff Kampfkunst schließt viele, sehr unterschiedliche Techniken und Arten der körperlichen Verteidigung ein. Dabei werden aber nicht nur der körperliche Angriff und die Abwehr, sondern auch einstudierte choreografische Bewegungen gelehrt. Daher trainieren die Kampfkünste, welche wir Ihnen hier vorstellen möchten, sowohl die körperliche Fitness als auch die geistige Ausgeglichenheit.
Unterschiede zwischen Kampfkunst, Kampfsport & Selbstverteidigung
Kennen Sie den Unterschied zwischen den obengenannten Begriffen? Vermutlich nicht, denn auch in der Kampfszene werden diese Ausdrücke in der Praxis oftmals durcheinandergewürfelt. Tatsächlich gibt es jedoch gerade bei der Lehre, Technik und den zugrunde liegenden Moralvorstellungen große Differenzen zwischen Kampfkunst, Kampfsport und Selbstverteidigungs- bzw. Kampfsystemen.
Während es sich beim Kampfsport um eine sportliche Disziplin mit Wettkämpfen, festen Regeln und mehreren Kampfrunden mit Kampfrichtern handelt, kommt es sowohl bei der Kampfkunst als auch bei der Selbstverteidigung darauf an, den Gegner mit jeglichen Mitteln zu besiegen. Oft werden hier auch Waffen eingesetzt.
Während es bei Selbstverteidigungssystemen jedoch immer auf die jeweilige Gefahrensituation ankommt, erlernt man bei den Kampfkünsten universelle Techniken und Bewegungsabläufe. Während es bei der Selbstverteidigung außerdem nur die rechtlichen Vorgaben als Eingrenzung des Kampfes gibt, liegen besonders den alten Kampfkünsten oft auch philosophische, spirituelle oder moralische Vorsätze zugrunde.
Die beliebtesten Kampfkünste
Jetzt, wo Sie die groben Unterschiede zwischen Kampfsport, Selbstverteidigungssystemen und der Kampfkunst kennen, möchten wir Ihnen die beliebtesten Kampfkünste in ihren Besonderheiten, Regeln und Techniken vorstellen.
Karate – japanische Kampfkunst der leeren Hand
Womöglich mögen Sie bei Karate an einen klassischen Kampfsport denken. Mit der Zeit ist der sportliche Charakter dieser ursprünglichen Kampfkunst auch in den Vordergrund gerückt; es gibt Wettkämpfe, bei denen die einst gefährlichen Techniken verboten wurden und es in erster Linie um sportliche Fairness und Ausgeglichenheit geht.
Anfänglich wurde die japanische Kampfkunst Karate allerdings tatsächlich zur waffenlosen Selbstverteidigung eingesetzt. Durch Schnelligkeit, Beweglichkeit und hohe anaerobe Kondition wurde Karate als Verteidigung mit Händen und Füßen eingesetzt. Da insbesondere Schlag-, Stoß- und Tritttechniken gelehrt werden, ist die Abhärtung der Gliedmaße besonders wichtig. Ein Bruchtest mit Holz oder Stein wird beispielsweise noch immer bei der Karate-Stilrichtung Goju-Ryu durchgeführt.
Damit Sie es einmal gehört haben, nennen wir Ihnen hier die 4 Stile des Karate:
- Goju-Ryu
- Shito-Ryu
- Shotokan
- Wado-Ryu
Taiji Quan / Tai Chi aus China
Auch das chinesische Taiji Guan, welches im Westen oft als Tai-Chi bzw. Tai Ji bezeichnet wird, hat seine Ursprünge in der Kampfkunst zur Selbstverteidigung. Durch die fehlenden Dachverbände und etliche Stilrichtungen wird das Tai-Chi mittlerweile jedoch überall sehr unterschiedlich gelehrt. Nur selten wird es noch als Kampfkunst eingesetzt oder als Lebensweg definiert.
In Europa wird Tai-Chi eher als Meditationstechnik genutzt. Durch die starke Körperspannung, kontrollierte Bauchatmung und hohe Aufmerksamkeit stärkt diese Kampfkunst die physische und psychische Konzentration und Gesundheit. Auch in der chinesischen Medizin soll die Technik den Körper bereit für die Aufnahme und Kontrolle des Qi machen.
Die nachgebende Kunst Jiu-Jitsu aus Japan
Jiu-Jitsu ist eine alte Kampfkunst, welche damals von den japanischen Samurai gelehrt und auch immer noch als diese praktiziert wird. Das Besondere: Es handelt sich hierbei nicht um die reine Selbstverteidigung durchs Kämpfen, sondern vor allem um die Stärkung des Charakters. So endet ein Kampf nicht unbedingt mit Niederlage oder Sieg, sondern kann auch durch friedliches Ver- und Nachgeben beendet werden.
Beim Jiu-Jitsu werden seit den 70er-Jahren einige Schlag-, Tritt-, Stoß- und Würgetechniken aus dem Karate übernommen. Essenziell ist allerdings, dass es nicht um ein reines Kräftemessen geht. Vielmehr soll der Gegner im Kampf durch sich selbst unschädlich gemacht werden, indem seine Techniken gegen ihn verwendet werden.
Die brasilianische Kampfkunst Capoeira
Viele Kampfkünste kommen heutzutage nicht nur aus dem asiatischen Raum. Die brasilianische Kampfkunst bzw. der Kampftanz Capoeira hat seine Ursprünge wahrscheinlich beim afrikanischen Zebratanz. Auch andere Kampfkünste wie das bereits vorgestellte Jiu-Jitsu sind mittlerweile mit Capoeira verschmolzen und entwickelten sich beispielsweise zum Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ).
Bei Capoeira sind stets 3 Elemente vorgegeben: der Kampf, die Musik und die Roda. Neben tänzerischen Kampfeinheiten aus gesprungenen Drehtritten und Akrobatik bewegen sich die Kämpfer rhythmisch zur Musik. Dabei stehen sie in der Roda, einem Kreis, der ursprünglich aus anderen Capoeiristas (Kämpfern) und den Musikern gebildet wurde.
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